Eine kleine Analyse

Auch ich habe den Post bei Facebook auf der Seite des Zuchtbezirks Neue Bundesländer von Herrn Marggraf gelesen und sicherlich gehe ich nicht mit allem konform aber die Hauptaussage, nämlich dass Herr Marggraf um die Vielfältigkeit der Blutlinien des Trakehner Verbandes besorgt ist, kann ich voll und ganz unterschreiben und hat mich dazu veranlasst, das was bisher nur so ein Gefühl war, mir mal genauer anzusehen.

 

Ich bin seit Babytagen dem Trakehner sehr verbunden, alle meine Erfolgspferde waren Trakehner und ich verteidige diese Rasse nach außen bis aufs Blut wenn es sein muss. Aber im Jahr 2017 sind mir leider die Argumente ausgegangen. Zunächst konnte ich mir Anfang des Jahres die Sportprüfungen anschauen. Es war furchtbar! Da half keine rosarote Trakehnerbrille, die Leistungen die dort von den Trakehner Hengsten abgeliefert wurden waren unterirdisch und ich habe mich fremdgeschämt! In den sozialen Medien wurde darüber viel diskutiert und Gründe/ Auswege gesucht:

 

  1. Zum Standardargument wurde die Spätreife. Ein einfaches Argument, dass für mich nicht zählt. Die Grundqualität ist entweder da oder nicht. Wer 3-jährig keinen Schritt und keinen Galopp hat, wird es auch 6-jährig nicht haben. Wer 3-jährig nicht springen kann, kann es auch 6-jährig nicht! Natürlich entwickelt ein Pferd in diesen Jahren mehr Kraft, was ihm mehr Ausdruck verleiht, aber ein Pferd ist ein Pferd und keine Raupe, die zum Schmetterling wird. Schuld an der Misere ist dann natürlich der hohe Blutanteil (der andersherum jetzt alles retten soll). Und außerdem, waren Vollblüter nicht die Pferde die bereits 2-jährig gearbeitet werden und spätestens 3-jährig Höchstleistungen auf der Rennbahn bringen? Wieso nicht später, wenn sie so spät dran sind?
  2. Als nächstes folgte das Argument, dass Trakehner vielseitige Pferde sind. Das heißt also, dass sie von allem etwas können, aber davon nichts so gut, dass es zum Bestehen gereicht hat? Oder wie definiert man vielseitige Pferde? VIELSEITIGKEITSPFERDE habe ich jedenfalls nicht gesehen. Weil auch die müssen in der Lage sein eine Dressur zu gehen. Taktrein, durchlässig und mit Ausdruck. Ansonsten befindet man sich zum Start der Vielseitigkeitsprüfung in der Ergebnisliste nach der ersten Teilprüfung im hinteren Drittel. Wäre nicht schlimm, wenn man mit einem der Hengste versuchen sollte einen Standard-Geländekurs der Kl. A zu überstehen. Mit Wasser, Gräben, Zeitvorgabe und FESTEN Hindernissen. Feste Hindernisse heißt, die geben nicht nach, wenn das Springvermögen zu wünschen übrig lässt. Für alle Nicht-Buschreiter: Schon mal mit einem Fahrrad volle Lotte gegen ein festes Hindernis gefahren? Das ist ungefähr vergleichbar, der Aufprall Dank geringerer Geschwindigkeit etwas sanfter und das Fahrrad wiegt auch keine 600kg wenn es auf einen drauffällt.
  3. Gehört irgendwie mit zu Punkt 2, wurde aber als Lösungsansatz gesehen: Warum gehen die durchgefallenen Dressurhengste nicht die Vielseitigkeitsprüfung? Zum einen wurden viele der Hengste auf der Auktion ersteigert. Für viel Geld. Niemand gibt soviel Geld für ein 2 ½-jähriges Pferd aus, um aus ihm ein Buschpferd zu machen. 6-stellige Beträge werden meist nur dann ausgegeben, wenn die Chance besteht, dass der Hengst sich einigermaßen wirtschaftlich rechnet. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass Vielseitigkeitshengste sich nicht rechnen, da sie einfach nicht so viel decken wie Dressurhengste. Das aber nur am Rande. Die Sportprüfung Vielseitigkeit ist bis 4-jährig vielleicht auch für eine Flugente machbar, das gebe ich zu. Danach wird es aber interessant: Entweder es erfolgt die Bundeschampionatsqualifikation (2 x Gpf A über 8,0; 1 x Gpf L über 7,0 und eine Ergebnis im ersten Drittel einer Vielseitigkeit bzw. Kombinierten Prüfung Klasse A; siehe Punkt 2) oder sie können die Sportprüfung Vielseitigkeit Ende des Jahres ablegen: Eine Kombinierte Prüfung der Klasse L! Wieder siehe Punkt 2! Wer die Sportprüfung Vielseitigkeit als ernsthafte Alternative für alle Trakehner Hengste sieht, hat entweder vom Pferd keine Ahnung, oder war noch nie auf einem Turnier, geschweige denn auf einer Vielseitigkeit!
  4. Gut fand ich auch: Die Pferde sind mit der Prüfung total überfordert! Dort laufen die Besten der Besten der jeweiligen Verbände und sie sind mit einer Dressurprüfung Kl. A bzw. L überfordert? Bitte dringend zu einem Turnier fahren! Muss auch nicht weit weg sein! Nur eben mit Jungpferdeprüfungen.
  5. Mein absolutes Highlight: Die Richter und/oder Reiter sind Schuld! Das lasse ich unkommentiert…

 

Immer wieder kommt die ZSAA Prüfung ins Gespräch. Ich habe nichts gegen diese Prüfung. Fakt ist aber, dass der Trakehner, der Trakehner Verband und die Trakehner Züchter sich NICHT an den arabischen Verbänden orientieren, sondern an den anderen großen Warmblutverbänden wie die Hannoveraner, die Oldenburger, usw. Ich empfinde es als feige sich dann NICHT auch mit Ihnen messen zu wollen! Schließlich soll ansonsten ja auch alles gleich bleiben, besonders die Verkaufspreise! Das ist wie duschen ohne nass zu werden! Wollen wir nun selektieren oder nicht? Und mal ehrlich, wer sich die Mini-Hufe in NMS in diesem Jahr angeschaut hat, der weiß auch, dass fast 40 km Distanzritt seeeeehhhhhrrrr lang werden können… Ich weiß, dass mit dieser Prüfung die Hoffnung besteht, den einen oder anderen mit etwas anderem Blut durchzubekommen. Aber zu welchem Preis? Und ist das Kind nicht vielleicht auch schon in den Brunnen gefallen, wenn wir darüber diskutieren müssen?

 

Ich war natürlich in diesem Jahr auf dem Trakehner Hengstmarkt. Schon als kleines Kind saß ich in den Holstenhallen und bestaunte diese tollen Pferde, hörte den „Alten“ zu wie sie über Abstammungen, Leistung, Schönheit und durchgezüchtete Linien philosophierten. Da die Vielseitigkeit schon immer meine Leidenschaft war, ist für mich von je her das Freispringen das „Highlight“. Es gab immer mal stärkere und schwächere Jahrgänge was das Springen angeht. Es gab immer welche, die es konnten und welche die es eben nicht konnten. Aber in diesem Jahr empfand ich es als schlimm. Viele Hengste retteten sich über die Stangen indem sie ganz neue Springtechniken entwickelten. Und wir dürfen ja nicht vergessen, die Hindernisständer sind nicht die vom Derby…. Geklatscht wurde trotzdem wie verrückt! Weil sie es überlebt haben??? Mein Vater saß neben mir, inzwischen über 70 Jahre alt, Buschreiter der alten Garde, auch seine Erfolgspferde waren alles Trakehner, ein Pferdemann durch und durch. Er ist niemand der sich öffentlich hinstellt und laut kritisiert. Aber er war entsetzt und freute sich bereits über die Hengste, die wenigstens ansatzweise wussten wie man als Pferd normalerweise springen sollte. Ohne zurückgeklappte Vorderbeine, unter den Bauch gezogenen Hinterbeine oder strammen Rücken, der sich null bewegt. Genauso schlimm wie das Freispringen fand er die Maße der Hengste: Mit 2 1/2 Jahren über 170 cm Stckm. (plus die Mini-Hufe passend zu 135 cm Stckm.!!!)! Ich persönlich bin nicht gerade klein, aber zum Reiten bevorzuge ich Pferde im Mittelmaß, d.h. AUSGEWACHSEN zwischen 165 cm und 170 cm Stckm. Sind meist auch leichter zu packen und nicht so büffelig. Das ist aber nur meine Meinung.

 

Am Ende der Veranstaltung Trakehner Hengstmarkt, fragte ich mich, was ich da überhaupt noch zu suchen habe? Natürlich werde ich auch 2018 wieder dabei sein, aber ich denke nicht wegen der Pferde. Und das macht mich traurig.

 

Seitdem verfolge ich mit, wie immer wieder mahnende Stimmen laut werden. Wie vermeintliche Wege aus der Misere gesucht werden. Ich scheine also nicht alleine mit meinem Eindruck zu sein. Vollblut ist für viele DIE Lösung! Mag sein, aber für die Trakehner in Verbindung mit der Vielseitigkeit auch gewagt. Nicht alle Vollblüter verbessern das Springen. Und Springen müssen Pferde im „neuen“ System der Vielseitigkeit wirklich können! Dort werden feste Hindernisse aus einem sehr hohen Tempo angeritten, der Boden ist naturbelassen, die Sprungfolgen technisch. Z.B. Spung a hoch und weit, zwei Galoppsprünge in der Linkskurve auf Sprung b schmal und weit, Sprung c Ecke zwei Galoppsprünge muss schräg geritten werden, ebenfalls schmal und weit. Da kann es einfach mal passieren, dass man zu einem der Sprünge nicht optimal passend hin kommt. Und was muss dann passieren, damit Pferd und Reiter überleben? Das Pferd muss abspringen und springgewaltig genug sein, um heil darüber zu kommen! Der Vollbluteinsatz in der Holsteiner Zucht zum Beispiel, war für die Vielseitigkeit ein riesen Erfolg! Fast jeder der „Oberen“ hat einen. Holsteiner Springgenetik, gepaart mit der Ausdauer des Blutes: Jackpott! Und die anderen Warmblutzuchten genauso! Wir Trakehner haben aber das Springen vergessen. Und solange wir das nicht wieder in den Griff bekommen, wird das mit dem Bluteinsatz für die Vielseitigkeit schwer. Zudem werden die Blutpferde, die Springen können von den Trakehner Züchtern auch nicht genutzt. Oder warum hat Bonaparte so unglaublich viele Nachkommen mit Trakehner Brand? Ja, ich weiß, er ist Schimmel und er fand die Eisenbahnschranken auf dem Hamburger Derby doof. Sonst noch was? Millennium fand schon Applaus doof… Ein älterer Herr, seine Söhne reiten hocherfolgreich Springen und Vielseitigkeit bis zu den olympischen Spielen und das seit Jahren. Er selbst war ebenfalls hocherfolgreich im Sattel unterwegs. Er sagte einmal zu mir: „Trakehner Züchter? Für die ist Leistung ein weiterer Gewährsmangel!“ Wer sich jetzt denkt, was erlaubt er sich und von außen kann man ja viel behaupten, dem sage ich, der Herr besucht jedes Jahr den Trakehner Hengstmarkt! Und ich muss ihm Recht geben! Wer nutzt denn einen Hengst, der wirklich SPORT im Springen oder in der Vielseitigkeit gelaufen ist und in ihrem Leben richtig was vom Hocker gerissen hat? Nachdem was in den sozialen Medien geweint wird, müssten die Decklisten der Hengste wie Der Dürer, El Greco, Lichtblick, Bonaparte, Phlox usw. brechen voll sein! Nun habe ich das große Glück gehabt El Greco reiten zu dürfen und ich kann wirklich sagen, dass sich dieser Hengst für mich und irgendwie auch für den Trakehner Verband die Hacken abgerannt hat. Und ich weiß ganz zufällig auch, was er in seinem Leben gedeckt hat. Da hat er anderweitig mehr leisten müssen. Da es bei den „anderen“ auch nicht viel besser aussehen wird, fällt mir Mitleid mit den Weinenden schwer! Ein Aufschrei als Avatar kastriert wurde! Den wollten plötzlich alle nutzen! Warum nicht vorher? Und ich nicke auch nur noch lächelnd wenn mir jemand erzählt, El Greco wollte er auch irgendwann nochmal nutzen. Dann beten wir mal darum, dass er mit 30 Jahren noch fit und In-Shape ist! Oder reden wir vom nächsten Leben? Ich weiß, was ich an ihm habe und auch an seinen Nachkommen. Langbeinig und riesengroß vererbt er nicht. Komisch, dass seine oben genannten Hengstkollegen es auch nicht sind…. Da steckt doch System hinter! Einer Verschwörung gegen die Züchter die Pferde mit Springtalent züchten wollen! Dass das eine mit dem anderen zusammenhängen könnte, darauf kommt keiner. Aber genug von El Greco, ansonsten beginne ich noch mit Fontainbleau, zu seiner Zeit erfolgreichstes Vielseitigkeitspferd der Welt, hatte zeitgleich drei Nachkommen zur WM der jungen Vielseitigkeitspferd 2002 nominiert (Kunta Kinte, Karana M und El Greco) ansonsten leider, leider mit nur sehr wenigen Nachkommen… Oder Kaiser Wilhelm, der erfolgreich Grand Prix gegangen ist und eine Seele von Pferd ist aus einer bomben Linie…

 

Ich habe mir die Mühe gemacht und einfach mal aus den Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit die erfolgreichsten Pferde 2017 gesamt und die erfolgreichsten Pferde 4-6 jährig aus der FN-Erfolgsdatenbank herauszufiltern. Schauen wir uns doch die Pedigrees unserer erfolgreichsten in Deutschland gezogenen Pferde an (nach RLP). Vorab habe ich folgende Thesen aufgestellt:

 

  1. Elterntiere können nur das weitergeben, was sie selber können! (Sporterfolge wünschenswert!)
  2. Blut ist gut, solange es eine gesunde Mischung ist!
  3. Früher war alles besser! (Alte Genetik hilft zurzeit noch)

 

Buschpferde (gesamt)

 

1.: Painters Maxim v. Phlox x Painter´s Row xx x Herzruf

2.: Inception v. Abdullah x Gipsy King x Praefectus xx

3.: Donnerstag v. Cadeau x Sixtus x Schwerträger

4.: Herzsprung v. Gipsy King x Radom x Tümmler

5.: Local Hero v. Zauberklang x Sir Chamberlain x Tizian

6.: Luzi -Caro v. King Arthur x Tuareg x Tempelritter

7.: Glücksruf v. Dramatiker x Opernball x Trafaret

8.: Uni´s Black Pearl v. Kronprinz x Summertime x Hand in Glove xx

9.: Bisazza v. Grafenstolz x Suchard x Anduc

10.: Zappelphillip v. Betel xx x Sapros x Herbstruf

 

 

Buschpferde 4-6-jährig

 

  1. Amazing Prince v. Prince Patmos x Heraldik xx
  2. Nanunana v. Kasimir x Herzruf x Giorgio Armani
  3. Danonicus v. Abendtanz x Zoellner xx x Almox Prints
  4. Glücksfee v. Perechlest x Aspirant x Ephor
  5. Ophelia v. In Flagranti x Heraldik xx x Angard
  6. Polartanz v. Konvoi x Heraldik xx x Habicht
  7. Dao v. Kentucky x Sir Shostakovich xx x Habicht
  8. Logothetis v. Herzruf x Herkristall x Cornus
  9. Undercover v. Syriano x Sixtus x Mahagoni
  10. Mannerheim v. Shavalou x Pret a Porter x Oglio xx

 

Und? Bisher scheint es ja zu passen! Wer jetzt sagt, dass er zur gezielten Zucht eines Buschpferdes Syriano, Kentucky oder Kasimir nutzen möchte, dem sage ich, dass es an den Herren nicht liegt, dass die Pferde im Busch funktionieren und alles lebend überstehen. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich mit meinem Antigou auf Platz 26 gelandet bin und ich bin aus beruflichen Gründen in diesem Jahr so gut wie kein Turnier geritten…. Wer einige Hengste in den Pedigrees nicht kennt, der muss nicht beunruhigt sein, einige kannte ich auch nicht mehr, waren eindeutig vor meiner Zeit aktuell. Deshalb setze ich in den nächsten Rankings hinter einigen Hengsten ihr Geburtsjahr.

 

Springpferde (gesamt)

 

  1. Parmenides v. Sir Chamberlain x Habicht
  2. Hirtentanz v. Axis x Kostolany x Ginster
  3. Centurion v. Elpar xx x Arianin x Cekin
  4. Daressalam v. Der Dürer x Hohenstein x St. Cloud
  5. Doanuperle v. Hermes Dáuthieux AA x Herzzauber
  6. Der Dürer v. Waitaki x Trafaret (*74) x Alarm
  7. Shining Sox v. Hope of Heaven x Almox Prints x Konvoi
  8. Palma B v. Waitaki x Becket x Unseco (*75)
  9. Ventura v. Handryk x Inster Graditz x Altgold
  10. Anjelli v. Kostolany x Langata Express xx x Rockefeller

 

Ich möchte hier keine Leistung mindern, aber nur zur Info: Platz 10 hat 2017 20 Siege und Platzierungen in A- und L-Springen.

 

Springpferde (4- 6 jährig)

 

  1. Herbstsommer v. Abendtanz x Heops x Giorgio Armani
  2. Undercover (s.o.)
  3. Mirar v. Phlox x Sarafan x Sternglanz
  4. Logothetis (s.o.)
  5. Abendsegen v. Solar x Preussenprinz x Inschallah AA (Springpferde M platziert)
  6. Kirwan v. Zauberdeyk x Shavalou x Exclusiv
  7. Tyson v. Tycoon x Hirtentanz x Humanus
  8. Pokerface v. Elfado x Herzruf x Kasparow
  9. Ohlala v. Graziello x Vers x Karneol
  10. Fort Lauderdale v. Cornus x Master Speaker xx

 

Und zu guter Letzt die Dressurpferde, da müsste ja nun alles anders sein und meine Thesen nicht gelten, da die Spezialisierung auf Dressur ein ganz anderes Bild ergeben müsste:

 

Dressurpferde (gesamt)

 

  1. Imperio v. Connery x Balfour xx (*69) x Primo (*66)
  2. Heuberger v. Imperio x Michelangelo (*85) x Tenor (*78)
  3. Hofglanz v. Hoftänzer x Sir Chamberlain x Illit (*81)
  4. Seal v. Gribaldi x Exclusiv x Enrico Caruso (*78)
  5. Donaugold v. Distelzar x Sokrates (*80) x Morgenglanz (*65)
  6. Rosafina v. Elfengeist x Consul x Anduc
  7. Indian Queen v. Ovaro x Glanzlicht x Ravel (*81)
  8. Gaylord v. Vivus x Impulsivo xx (*72) x Beatos
  9. Dalera BB v. Easy Game x Handryk (*89) x Hohenstein
  10. Istergold v. Donauzauber x Saint Cloud (*88) x Rockefeller

 

Dressurpferde 4-6 jährig

 

  1. Glücksruf II (s.o.)
  2. Valentino v. Herbstbach x Maizauber (*85) x Verdenas
  3. Kalimero v. Hibiskus x Münchhausen x Sixtus
  4. Grandperio v. Imperio x Münchhausen x Kostolany
  5. Sivari v. Redecker v. Tolstoi (*89) x Arogno
  6. Hopkins v. Hofrat x Artistic Rock (*92) x Fahnenträger
  7. Hirtenglanz v. All Inclusive x. Lord Luciano x Chopstick
  8. Edward G v. Kentucky x Kaiserdom x Anduc
  9. Federleicht v. Herbstbach x Poker E x Leonardo
  10. Vapiano v. Kentucky x Easy Game x Tanzmeister

 

Es ist nicht meine Aufgabe, jedes kleinste Wieso und Warum auszuwerten. Aber im Großen und Ganzen fühle ich mich in meinen Thesen bestätigt und die alte Genetik rettet uns gerade noch, Leistung im Pedigree kann ebenfalls nicht so verkehrt sein, genauso wie das richtige Blut. Da ich ja gerade eh dabei war, habe ich mir noch drei Hengste und deren sporterfolgreiche Nachkommen angeschaut:

 

  1. Charly Chaplin

Wurde wenig genutzt, obwohl er im Sport sehr erfolgreich war. Zu bunt?

Nachkommen sporterfolgreich gesamt: 48

Nachkommen Lebensgewinnsumme: 153.916,- €

 

  1. Sir Chamberlain

Wurde ebenfalls wenig genutzt. Springindex seiner HLP astronomisch hoch.

Nachkommen sporterfolgreich gesamt: 126

N-LGS: 126.195,- €

Im Springen ca. 50.000 €

In der Vielseitigkeit ca 35.000 €

In der Dressur ca. 36.000 €

 

  1. Millennium

Mir liegt es fern auf diesem Hengst rumzuhacken oder in eine Kerbe zu hauen. Aber er wird nun mal sehr viel genutzt. Von 600 – 800 Stuten im Jahr ist die Rede, wenn nicht mehr. Seine ältesten Nachkommen sind jetzt 5-jährig. Insgesamt stehen also nur 3 Jahrgänge zur Verfügung, die sich auf den Turnierplätzen behaupten können. Auf dem Bundeschampionat hätten wir an jeder Ecke einen Millennium-Nachkommen sehen müssen. Bei 3 Jahren und wirklich negativ geschätzt müssten trotzdem ca. 1000 Nachkommen „turnierfähig“ sein, wesentlich mehr als Charly Chaplin und Sir Chamberlain jemals zusammen gedeckt haben. Er selbst war 2015 zuletzt sporterfolgreich, sogar siegreich, in einer Dpf M mit ganzen 4 Startern.

Zurzeit sporterfolgreiche Nachkommen: 49

 

Jeder kann die Aufstellungen für sich selbst deuten und interpretieren wie er möchte. Ich für meinen Teil habe mein Fazit daraus gezogen. Ich möchte auch gar nicht dem Verband die Schuld geben. Die Entscheidung welcher Hengst genutzt wird trifft letztendlich der Züchter! Es standen genügend Linien zur Auswahl, die jetzt so gut wie ausgerottet sind. Geradezu aberwitzige Anpaarungsentscheidungen ohne Sinn und Verstand wurden getroffen und damit die wertvollen Linien immer mehr verwässert und verengt. Eine meiner Lieblingsaussagen ist es: „Den Hengst kann ich ruhig benutzen, das gleicht meine Stute aus!“ Als könnte man sich das aussuchen! Außerdem soll die Stute nichts ausgleichen, sondern verbessert werden und zwar möglichst in Allem! Lösungen habe ich nicht. Maximalbedeckungen pro Hengst würde sich niemand gefallen lassen ohne den Verband zu wechseln. Vielleicht kann man Herrn Schulte und noch ein paar Urgesteine dazu überreden tief in der Datenbank des Verbandes zu graben, um alte Leistungslinien wiederzufinden. Gibt es noch TG von den alten Helden? Viel wichtiger wäre aber in meinen Augen das Verantwortungsgefühl der Züchter. Rosarote Trakehner Brille ab, über den Tellerrand gucken und vor allem guckt Euch an was im Sport gefordert wird! Im kleinen Sport und im großen! Unterhaltet Euch mit Reitern! Fragt sie, was sie sich von einem Pferd wünschen. Bleibt Euren Pferden gegenüber so gut es geht objektiv!

Vergleicht die Pferde, die ganz oben im Sport laufen, mit dem großen, langbeinigen Ideal, was ihr als Zuchtziel vor Augen habt. Ist ein Valegro, langbeinig oder eher „unmodern“? Damon Hill? Sam? Weihegold? Im Physikunterricht haben wir alle mal was mit Schwerpunkten und Gleichgewicht gelernt. Das lässt sich auch auf die Statur von Pferden übertragen!

Und legt Wert auf Rittigkeit und einen vernünftigen Charakter! Bei einigen Anpaarungsentscheidungen wünsche ich mir manchmal, dass die Züchter sie selbst reiten müssten, dann würden sie das nächste Mal etwas genauer überlegen! Aber so kann man immer schön den späteren Reitern die Schuld geben! Letztendlich ist es auch nicht wichtig wie gut strampelnd die Pferde 2 ½-jährig an der Hand laufen, sondern wie sie sich reiten lassen. Wir züchten Reitpferde! Und es sollte nicht der größte Wunsch eines Züchters sein, einen Siegerhengst zu züchten, sondern einen Olympiasieger! Ein Hengst kann nicht sportlich genug sein. Aussagen wie „das ist kein Hengst, das ist ein Sportpferd“ möchte ich nie wieder hören! Und in den anderen Verbänden sind auch die Dressurhengste in der Lage vernünftig über 1,20 m zu springen, weil sie genügend Kraft in der Hinterhand haben um abzudrücken. Später wird diese Kraft im Übrigen auch für die Versammlung benötigt.

Und wenn eine Frau Oberdieck oder ein Herr Richelshagen sich zu der Situation und zu den Trakehner Pferden äußern, dann seid froh, dass sie es noch tun! Wenn niemand mehr Kritik äußert, dann interessiert es auch niemanden mehr! Und dann haben wir ein richtiges Problem!

 

Für das neue Jahr und auch der weiteren Zukunft wünsche ich mir, dass in den Köpfen der Züchter ein Umdenken stattfindet! Nutzt nicht die Junghengste, die noch nichts bewiesen haben! Nutzt die, von denen Ihr wisst was sie können und dass sie sich vernünftig reiten lassen und sich auch nach 5-jährig haben ausbilden lassen. Weint nicht Hengsten nach, die durch die Prüfung fallen. Bei unserem Stutenbestand reichen die Anzahl der Hengste, die zur Verfügung stehen aus und das ist nun mal Selektion. Back to the Roots!